Lyrical 167
Wie überraschend berührten wir uns,
unverhofft, gleich Wind und Dunst.
Vielleicht nicht begehrt, und doch, so sacht,
ward Atem zu Atem, ward Nacht zu Nacht.
Dein Auge im meinen, ein Spiegel so tief,
darin sich die Seele des andern verfiel.
Vertraut und doch fremd, wie Schatten im Traum,
so wandelten wir durch des Schweigens Raum.
Und ob du mich rufest nicht mit dem Mund,
so tönt dein Herz in geheimem Bund.
Dein Blut, es rauschet, du ahnest kaum,
wie längst du wandelst in meines Traum.
Nach dreißig Wintern, von Stille umfangen,
da ward dein Herz in Eis verhangen.
Du bargst es fern in Höhlen der Nacht,
wo niemand je suchte, wo niemand es wacht.
Und doch — ich fand es, ohne Lockung, ohne Plan,
nur weil ein Flüstern durch die Stille begann.
Kein Zufall, kein Wille, kein Spiel des Lichts,
nur das leise Erinnern an uns — und an nichts.
