Lyrical 174
Zweiundvierzig Jahr’ durch dürre Täler
zogst du, dein Herz, in Einsamkeit;
kein Laut, nur Wind und Glockenleuten,
die über toten Hügel schrein.
Ganz einsam hast dich selbst verschenket,
der Stille treu bis an den Rand
der eignen Sinnen, wo Gedanken
verwehn wie Staub im fernen Land.
Und dann — der Abend horcht nach uns,
sein Atem weht durch das dürre Laub;
meine Hand nach deiner Haut, so sanft,
wie Tau sich legt auf Lindenlaub.
Mein Mund, voll deines süßen Saftes,
vergisst die Zeit, vergisst die Last;
mein Herz, das müd der Wanderschaft ist,
leg ich dir still auf deine Brust.
Oh sprich, wo hebt der Morgen an,
so sacht, so duftend, mild und klar,
der uns durch blühende Wiesen führen kann,
wie es einst in Nacht gesungen war?
Wo unsre Seelen, längst verklungen,
im Traum sich suchten, leis vereint;
da hat das Licht den Tag begonnen,
der nur in Lieb sich wieder meint.
