Lyrical 182
Wenn dein Eis zu schmelzen beginnt
Dich in meinen Armen zu halten –
wie Morgentau auf stillen Falten,
wie ein Gebet, das leise webt,
wenn deine Nähe in mir bebt.
Deine Haut ist wie die Zeit,
die schweigend ihre Spuren schreibt.
Ein leises Flirren, sanft, vertraut,
so atmet Leben deine Haut.
Ich fühl den Hauch, der dich umgibt,
den Atem, der mich leise liebt.
Er streift mein Herz, so sacht, so klar,
wie Frühlicht auf mein offnes Haar.
In deinen Augen find ich mich,
verloren, doch voll Endlich-Ich.
Dort wohnt das Feuer, das mich nährt,
das all mein Schweigen heimlich klärt.
So heb den Blick, verlass dein Schweigen,
lass alte Schatten hinter sich neigen.
Deine Eishöhle – einst dein Ort,
sie schmilzt, sie fließt, sie zieht dich fort.
Wenn dein Eis zu schmelzen beginnt,
so fürchte nicht, was neu gewinnt.
Denn Liebe, die das Herz befreit,
ist Schmerz und Trost in Einigkeit.
So lass dich tragen, still, ganz warm,
gebettet tief in meinem Arm.
Und was die Nacht uns leise leiht,
wird Ewigkeit – in Zweisamkeit.
